Franz Nerb hat seinen vorzeitigen Rücktritt zum 1. Juli 2009 vom Amt des Präsidenten beim SSV Jahn Regensburg verkündet. Die Stromsperrung in der letzten Woche und so manche Reaktionen von außen nach seinem verbalen Rundumschlag gegen den Energieversorger Rewag, Politik, Förderverein und Presse am Samstag im Jahn-Stadion hätten bei ihm, so Nerb, das Fass zum Überlaufen gebracht. Der 50 Jahre alte Finanzkaufmann teilte gestern schriftlich in einer Presseerklärung mit: „Nach gründlicher Überlegung habe ich mich aufgrund der Vorkommnisse in der letzten Zeit dazu entschlossen, mein Amt zum 1. Juli 2009 niederzulegen.“ Ihm sei in letzter Zeit bewusst geworden, so der Präsident, dass es in Regensburg zur erfolgreichen Arbeit für den SSV Jahn an der notwendigen, wirtschaftlichen und ideellen Unterstützung durch die maßgeblichen Entscheidungsträger und Institutionen fehle.
„Das Beispiel anderer Vereine und Städte zeigt“, sagt Nerb, „dass die gedeihliche Entwicklung einer Profimannschaft im heutigen schwierigen wirtschaftlichen Umfeld nur dann und vor allem in dieser finanziell doch aufwändigen dritten Bundesliga eine Perspektive hat, wenn eine breite Basis und ein breiter Konsens dafür besteht.“ Dies sei aber in Regensburg nicht der Fall, habe er inzwischen feststellen müssen, so Nerb.
Somit geht aller Voraussicht nach mit Abschluss dieser Fußball-Saison auch die Ära von Franz Nerb beim SSV Jahn zu Ende. Wie geht’s jetzt weiter beim Jahn – zumindest kurzfristig? Denn der Drittligaverein ist wirtschaftlich in Not, weil – so Nerbs Darstellung – verschiedene Sponsoren selbst in finanzielle Probleme geraten seien. Dem Vernehmen nach werden allein zur Finanzierung der restlichen Saison noch einige hunderttausend Euro benötigt. Dazu Nerb: Er werde den Verein selbstverständlich in einem ordentlichen und stabilen Zustand an seine Nachfolger übergeben.
Das teilte er gestern auch den Spielern mit. In einer Besprechung im Presseraum des Jahn-Stadions sagte er ihnen Gehaltszahlungen bis zum Ende des Spieljahres zu. „Dafür hat sich Nerb vor der Mannschaft verbürgt“, berichtete Horst Eberl. Der Sportchef äußerte Verständnis für Nerbs Entscheidung: „Denn ich kann verstehen, dass ihn die ständigen Anfeindungen von außen mürbe gemacht haben.“ Für Eberl sind nun „jene Leute im engsten und erweiterten Präsidiumsbereich gefordert, innerhalb der nächsten drei Monate ein neues Führungsteam aufzustellen“. Der Sportchef will weitermachen – „vorausgesetzt, dass man mich haben will“.
„Noch ist nicht der 1. Juli“
Ungewiss ist, ob Nerbs Stellvertreter Alois Kindler und Manfred Kraml weitermachen. Vizepräsident Kraml: „Wenn die wirtschaftlichen Voraussetzungen ohne Nerb da noch stimmen würden, eventuell ja. Aber ich denke, eher nicht.“ Derweil sicherte Nerb seine Mitarbeit an der Lizenzierung für die Drittliga-Saison 2009/10 zu. Allerdings seien, so Nerb, rund 90 Prozent des notwendigen Sponsorenaufkommens bisher von seinen Geschäftsfreunden gekommen. „Ich bin mir nicht sicher, ob sich diese Firmen beim Jahn weiter engagieren werden, wenn ich dort kein Amt mehr habe.“
Offen ist auch, ob mit Nerbs Rücktritt die Errichtung der geplanten Kapitalgesellschaft (GmbH) noch zustande kommt. Daran werde weiter gearbeitet, soll Geschäftsführer Franz Gerber in einem Telefonat Nerb versichert haben. Gerber kehrt heute aus Brasilien zurück, wo er für andere deutsche Klubs als Späher unterwegs war. Er werde gleich nach seiner Ankunft an einem Führungsteam basteln, hieß es.
Mit Nerbs angekündigtem Rücktritt beschäftigt sich auch der Förderverein. Vorsitzender Hans Rothammer meinte: „Wenn es nicht wieder einen Rücktritt vom Rücktritt gibt, wäre dies der erste, aber nicht einzig notwendige Schritt für einen soliden Neuanfang beim Jahn. Sollte Herr Nerb den Verein wirklich geordnet übergeben, hat er dem Jahn und der Stadt einen großen Dienst erwiesen. Dafür wäre ihm Anerkennung zu zollen – aber noch ist der 1. Juli nicht da.“
Wie auch immer. Natürlich geht all das nicht spurlos an der Mannschaft und dem Trainer vorbei. „Es ist schade“, sagte Markus Weinzierl. Der Ex-Profi hofft, „dass es für uns in der dritten Liga weiter geht und sich jemand findet, der das Präsidentenamt übernimmt und für die notwendigen Voraussetzungen in wirtschaftlicher Hinsicht sorgt“. Das habe die Mannschaft schon für ihren Einsatz und ihre unerschütterliche Moral verdient, so Weinzierl. Wenn es dafür nötig sei, finanzielle Abstriche zu machen, dann würde man sich auch damit abfinden, sagte der Jahn-Trainer. „Wir sind auch dafür bereit. Es muss doch möglich sein, dass in Regensburg weiterhin Profifußball gespielt wird.